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Serie [Fantasy, Action, Drama]

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht, Staffel 1 & 2

Staffel 2

Szene aus der Serie "Der Herr der Ringe!

Amazon Prime Video
Zwei Staffeln, je acht Folgen 
Fantasy, Action, Drama 

Spitze Ohren, epische Szenerien, bedeutungsvolle Monologe und ein geschwollener Soundtrack - Prime Video führt uns zum zweiten Mal ins Mittelerde des zweiten Zeitalters. "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" schreibt die Geschichte eines der beliebtesten Fantasy-Universen der Welt weiter und stiftet für uns dabei vor allem eins: Verwirrung. 

Szene aus der Serie "Der Herr der Ringe!
Amazon MGM Studios

Wo sind wir nochmal?

Die erste Staffel der Serie hat uns mit einer Handvoll offenen Storylines zurückgelassen. Da wäre zum Beispiel die Elbenkriegerin Galadriel, die vom dunklen Hexenmeister Sauren getäuscht wurde. Oder der mysteriöse "Fremde", der auf der Suche nach seiner Identität mit zwei Halblingen die Wüste durchstreift. Auch die Zwerge in ihren Minen und die Eiben im hohen Tal kämpfen mit den dunklen Mächten, die sich überall im Land zusammenbrauen: Statt vier Geschichten hat die zweite Staffel plötzlich mehr als sieben zu erzählen, und die Serie hat damit spürbar zu kämpfen. Ein Ring nach dem Anderen wird geschmiedet, dabei wissen wir aber selten, weshalb, oder wofür genau. Wo in der ersten Staffel noch viel Zeit für Dialoge und Charakterentwicklung war, wirft uns die zweite direkt ins kalte Wasser: Und so richtig klar ist häufig weder wohin die Storylines uns führen, noch welche Charaktere nun welche Ziele verfolgen. 

Szene mit einem Adler aus "Der Herr der Ringe"
Amazon MGM Studios

Wer sind diese Leute?

Mit den vertrauten Charakteren aus den originalen Filmen haben unsere Protagonisten leider immer weniger zu tun. Wo sich die Charaktere in der Originalgeschichte noch durch eine Welt aus erhabenen, uralten Wesen bewegen, wirken die Personen in der Serie die meiste Zeit eher hilflos und überfordert. Keiner hat hier wirklich den Durchblick, sei es Elb oder Mensch. Bösewicht Sauren scheint die meiste Zeit eher zu improvisieren, die Eiben führen in langen Meetings nervige Diskussionen und die nahbaren, weniger mächtigen Charaktere drehen sich einen Großteil der Zeit im Kreis. Da sehnt man sich nach einem Gandalf oder einem Aragorn, der das Schicksal in die Hand nimmt und entschlossen voran schreitet: Denn eine echte Richtung findet die Handlung nur schwerlich. 

Und was passiert hier eigentlich?

Das ist an vielen Stellen der Serie tatsächlich schwer zu sagen, denn die Szenen sind schlicht wahnsinnig dunkel. Wo die Vorgänger-Staffel noch zauberhafte Kulissen und wunderschöne Bilder aufgegriffen hat, sitzt man in der zweiten häufig mit zusammen gekniffenen Augen auf dem Sofa. Bei all den ratlosen Charakteren, ziellosen Handlungssträngen und dem spärlichen Licht gelingt es dieser Fortsetzung vor allem, seine Zuschauer in jeder Hinsicht zu verwirren. Und trotzdem will man nicht aufhören, zu hoffen: Denn immerhin handelt es sich um unser geliebtes Mittelerde, die großen, epischen Geschichten aus Tolkiens Feder, die ihresgleichen suchen. An vielen Stellen blitzt dann doch ein Stück der vertraut-geliebten Welt auf, und diese Momente schätzen wir dann umso mehr. Als Fan kann man sich bloß wünschen, es wäre weniger Budget in den Hochglanz-Look und die digitalen Effekte geflossen und mehr in ein stringentes, gut erzähltes Drehbuch. Aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden ... 

Fazit: Eingeschränkte Binge-Empfehlung. Wir hoffen, dass die zweite Hälfte der Staffel hier noch einmal Licht ins Dunkel bringt - und das wortwörtlich.


Staffel 1

Zwei Elben stehen im Wald und berühren einander

Amazon Prime Video
Staffel 1, 8 Folgen
Fantasy, Action, Drama 

Sechs aufreibende Wochen liegen hinter uns. Nach Monaten der angespannten Vorfreude wurden die Fans der berühmtesten Fantasy-Sage der Welt zurück in ihre Lieblingswelt eingeladen. Es geht zurück nach Mittelerde, in die Welt der Elben und Zwerge, der eisigen Höhen, der tiefen, feurigen Höhlen, des Krieges, der Angst und der engen Kameradschaft im Angesicht der Gefahr. Zum ersten Mal gibt es keine Buchvorlage: diese Geschichte basiert auf den ungeschrieben Geschichten, den Andeutungen und den vielen kleinen und großen Ideen, die sich im Anhang der Der Herr der Ringe-Bände finden. Die Welt, die in Herr der Ringe erwachsen ist, durchlebt hier noch ihre Jugend, ringt mit dem Bösen und legt die Grundsteine für die Geschichte, mit der so viele von uns groß geworden sind.

Drei Segelboote segeln hinaus aufs offene Meer
© Amazon Studios

Der Beginn einer langen Geschichtsstunde 

Ganze fünf Staffeln soll Die Ringe der Macht am Ende zählen, somit sehen wir in der ersten Staffel nur den Beginn dessen, was geplant ist: im zweiten Zeitalter, lange vor den Geschehnissen um den einen Ring, treffen wir sowohl auf alte Bekannte, als auch auf jede Menge neue Protagonisten. Der erste Krieg gegen Morgoth und seinen Schergen Sauron scheint gewonnen - und auch, wenn wir bereits wissen, was das dritte Zeitalter bereithält, ist die Bedrohung auch in dieser Geschichte noch nicht vorüber. Zunächst sind es zwei junge Elben, deren Namen wir bereits kennen: Kriegerprinzessin Galadriel und der politische Stratege Elrond. Neue Schauspielgesichter, die zunächst gewöhnungsbedürftig, dann furchtbar vertraut wirken - dieser Zweischritt prägt die gesamten acht Episoden der ersten Staffel. Die Ringe der Macht braucht Zeit, sowohl für seine Protagonisten, als auch für seine Geschichte. Es ist nicht leicht, der Neuauflage eines solch gewichtigen Erbes zu vertrauen: und die Serie scheint das zu wissen. Sie nimmt uns behutsam mit in ein neues Abenteuer und lässt sich ganz bewusst die Zeit, uns die neuen Protagonisten nahe zu bringen.

Zwei Silhouetten auf einem verschneiten Berg
© Amazon Studios

Von kleinen und großen Schlachten

In gleich vier Perspektiven bereisen wir Mittelerde, und die könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die Elbenkriegerin Galadriel die Weltmeere bezwingt und schaurige Schlachten um die Südlande schlägt, durchwandern wir mit der jungen Haarfüßin Nori Wiesen und Wälder, erfahren eine sehr viel kleinere und verletzliche Welt, die durch einen rätselhaften Fremden erschüttert wird. Zwischen diesen beiden Dimensionen kämpfen ein Halbelb und ein Zwerg inmitten politischer Missgunst um ihre Freundschaft - und eine junge Frau und ihr Geliebter versuchen, ihr Heimatland und ihre Familie zu bewahren. Anfangs ist es noch schwer, sich voll auf die Ereignisse einzulassen: teilweise seltsam heimelig und beinahe modern, an anderen Stellen schon wieder übermäßig theatralisch. Und dann, irgendwo zwischen Folge 5 und 6, machte es plötzlich Klick: Wenn die Action richtig losgeht und das altbekannte, epische Herr der Ringe-Gefühl aufflammt, dann versteht man, dass einem die Charaktere unheimlich wichtig geworden sind.

Die Ringe der Macht haben es geschafft...

...sie haben uns überzeugt. Auch als alt eingesessener Mittelerde-Fan rutscht man wieder mitten hinein in die alte Liebe: man rätselt von Woche zu Woche mit, freut sich über jedes kleine Detail und jede Anspielung. Ein begleitender Podcast ist absolut empfehlenswert, sonst entgehen einem schnell die vielen Anekdoten und unzähligen Referenzen zu der großen, detailreichen Welt, die J.R.R. Tolkien vor vielen Jahrzehnten erfunden und ausgestaltet hat. Hier waren Fans am Werk! Wer ständig zu den alten Epen rüberschielt wird wohl niemals völlig zufrieden sein - aber Die Ringe der Macht ist etwas Neues, und das steht für sich.

Fazit: Absolute Binge-Empfehlung. Die Serie braucht ihre Zeit, um warm zu laufen - aber dann steckt man plötzlich wieder mitten drin, in unserer Lieblings-Fantasywelt von früher.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & freie Autorin

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Als Medienwissenschaftlerin und freiberufliche Dozentin gehören Filme und Serien zu meinem Berufsalltag. Meine Begeisterung für's große Kino hat darunter jedoch nie gelitten. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache. 

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!