Dania: Klar könnten wir uns in diesen bescheidenen Zeiten auch die ganze Zeit die Depri-Playlist anhören, aber das macht es auch nicht besser. Deshalb lieber Party-Mukke, finde ich. Letzte Woche hat mir eine meiner besten Freundinnen dieses Video geschickt, von den beiden Männern, die im Auto fahren und dann „Push the Feeling on“ von den Nightcrawlers kommt. Dann steigt der eine aus und tanzt neben dem Auto lang, während der andere den Wagen fährt.
Mufasa, der Tänzer, geht einfach mega ab und ist sichtlich einfach happy. Mufasa und Hypeman sind die zwei. Mittlerweile Influencer – Mufasa mit dem Motto „Good Energy only“. Sollten wir uns alle vornehmen.
Natürlich hat sich jetzt ein DJ das Ding geschnappt, das geremixt und rausgebracht. In den britischen Charts auch schon direkt eingestiegen und ich glaube, dass wird auch hierzulande n Kracher.
Ich MUSS dazu einfach mittanzen und hab echt aufn Schlag gute Laune, wenn das kommt.

Sinah: Es ist jetzt schon häufiger vorgekommen, dass ich da Künstler in diese Liste gepackt hab, die ich vorher schon mal mit einem anderen Titel drin hatte. Das liegt daran, dass ich die wirklich mag und privat gerne höre. Dazu zählt auch Mine, eine unfassbar sympathische und kreative Künstlerin, die eine – wie ich finde – SO großartige Aktion Ende vergangenen Jahres gestartet hat. Ihr ist in der Corona-Krise mehr denn je aufgefallen, wie viele talentierte Musiker es in Deutschland gibt, die aber nicht alle eine Plattform haben. Also hat sie die erste Single aus ihrem neuen Album „Hinüber“ auf besondere Weise veröffentlicht. Nämlich erst nur die Noten. Sie gab ihren Musiker-Fans Zeit, ihre ganz eigenen Versionen von Mines Titel zu kreieren. Sie konnten die Songs dann hochladen auf singminesong.de. Das Durchklicken hat richtig Spaß gemacht, weil dabei wirklich UNTERSCHIEDLICHSTE Interpretationen rauskamen. Heute, am 29.01.2021 erscheint Mines Version von ihrem Titel „Unfall“ und tatsächlich kann ich an der Stelle mal sagen: Nicht nur der Titel, sondern auch das Video dazu, kam gestern raus, ist echt Hammer geworden. Und ich fühle so sehr, worum es geht. Nämlich dieses Ohnmachtsgefühl, das einen manchmal überkommt, wenn einen der Mut verlässt, dass sich diese Welt, in der wir leben nochmal bessert. Überall, wo man hinschaut, läuft alles einfach nur falsch – fernab von Corona! Menschenrechtsverletzungen, Krieg, Kinderarmut, der Regenwald brennt und so weiter. Das lässt Mine in diesem Titel einmal alles raus, um dann auch vielleicht wieder neuen Mut zu fassen.

Dania: Es gibt ja so Bands, die lassen einen nicht mehr los. In regelmäßigen Abständen krame ich zum Beispiel immer wieder Texas aus meinen Playlisten. Ist eine Band aus einem meiner Lieblingsländer – Schottland - die es schon länger gibt, als ich lebe. Und auch wenn sie jetzt kommerziell nicht mehr so erfolgreich sind wie Ende der 80er und in den 90ern, haben sie trotzdem weiter Alben gemacht.
Und jetzt einen ganz neuen Song mit dem Wu Tang Clan. Da klingelt es bei euch? Ja, die haben schon mal was zusammen gemacht, einen Remix von „Say what you want“. Den haben sie bei den Brit Awards 1998 performt.
Jetzt ist es wieder passiert und ich liebs.

Sinah: Heutzutage ist es leider so, dass Musikstücke immer kürzer werden. Unter anderem, weil die Aufmerksamkeitsspanne von uns Hörern einfach kürzer geworden ist. Manche nennen das auch Musik-Fast Food. Wer darauf keinen Bock hat, der wirft einfach diese Platte an. Es gibt verschiedene Versionen, eine davon ist gut acht Minuten lang. Das ist aber natürlich nicht der beste Grund, diesen wunderschönen Titel zu hören. Der beste Grund ist: Er ist wunderschön. :-)

Dania: Michael Joseph Nelson nennt sich Banners und hat gesagt: „Wenn die Musik von mir für eine Person zum Soundtrack eines Moments werden kann, wäre das für mich ein Traum. Das würde mich so glücklich machen.” Dann dürfte er jetzt glücklich sein. Denn für mich ist sein Song „Someone to you“ was Besonderes.
Das Lied handelt auch davon, gesehen zu werden. Und zwar wie man ist. Es ist ein sehr persönlicher, ehrlicher Song von Banners. Und hat trotzdem auch einen positiven Vibe, zumindest für mich. Und laut mitsingen kann man das Ding auch. Michael Joseph Nelson kommt eigentlich aus Liverpool, lebt aber seit längerem in Kanada. Ich mag den Song total! :-)

Sinah: Witzig, da sitze ich hier, gucke mir diese Seite an, lese den letzten Eintrag der Kollegin Dania Tölle und denke: Ja, da haben wir wieder etwas gemeinsam. :-) Auch ich habe Filme, die ich jedes Jahr gucken MUSS! Ich gucke alle Teile vom Paten und natürlich Kevin. Allein zu Haus und allein in New York. Zugegeben, die beiden Rituale laufen nicht an einem Tag, die Mischung wäre arg wild. Aber Kevin allein zu Haus und allein in New York muss auf jeden Fall drin sein. Das war dieses Jahr wichtiger denn je, deshalb hab ich das letztes Wochenende schon erledigt. Und weil meine Nummer Eins natürlich ein Weihnachtslied so kurz vor Weihnachten sein muss, habe ich eines aus dem Soundtrack zum ersten Film gewählt. White Christmas in der Version von den Drifters.

Dania: Es gibt einen Film, den ich jedes Jahr zu Weihnachten gucke: „Tatsächlich… Liebe“. Ist ne Schnulze, ich weiß, aber der Film beleuchtet nicht nur die superschönen Seiten der Liebe, sondern auch alle anderen, die schmerzhaften, bitteren, unerwiderten und traurigen. Es geht um Menschen, die sich ganz neu kennen und lieben lernen, um Menschen deren Liebe vom Anderen nicht erwidert wird, Liebe, die über die Jahre erloschen ist, und Liebe, die nicht sein darf. Und der Soundtrack ist einfach groß. Meine Nummer Eins heute ist das Lied, das in der letzten Szene des Films in der Ankunftshalle des Flughafens in Heathrow spielt. In der es darum geht, dass egal wie viel Hass, Hetze, Ärger, Armut und Krieg auf der Welt herrschen, doch überall Liebe ist. Und diese Szene, unterlegt mit den Beach Boys und „God only knows“, treibt mir jedes Mal Tränen in die Augen und ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper. Also, wenn ihr vielleicht grade irgendwie den Glauben an die Menschheit verliert, schaut euch diesen Film mal an. Über allem steht immer die Liebe. <3

Sinah: Wir haben doch alle diesen Freund, der damals als man noch Parties gefeiert hat oder zusammen im Auto unterwegs war irgendwann sagte: So, ich zeig dir jetzt n paar total geile Lieder. Und die dann aber auch immer nur bis zur Hälfte anspielt, weil er will einem ja in möglichst kurzer Zeit zeigen, wie musikalisch versiert er ist und was für einen total genialen Musikgeschmack er hat. Also fliegt er sein persönliches Best Of, seine 747 Lieblingsongs mal eben schnell durch. Das. Ungefähr das ist jetzt #2020wrapped.
Das ist der Hashtag von Spotify. Die Musikplattform hat wieder seine Jahresrückblicke rausgehauen, also für jeden Benutzer zusammengefasst: Das sind die Künstler, die du dieses Jahr am meisten gehört hast, das die die Lieder, die du am meisten gehört hast, auf diese neuen Künstler bist du dieses Jahr so gestoßen und so weiter.
Und weil Spotify nunmal weltweit tätig ist und diese Jahresrückblicke schon Insta-fertig designed hat inklusive Call to Action Funktion, ein Teilen-Button, wo man nur drauf klicken muss, haben das natürlich weltweit ungefähr Millionen Menschen gemacht.
Innerhalb kürzester Zeit gab’s schon die ersten Memes, die sich darüber lustig gemacht haben. Die hab ich gesehen, bevor ich überhaupt gecheckt habe, dass diese Jahresrückblicke wieder raus sind. So musste man sich quasi schon dafür entschuldigen, andere damit zu nerven.
Ich habs auch gemacht und mich nicht entschuldigt. :-D Ich brauche euch aber nicht alle Lieder dieser Liste kurz anspielen, ich hab die nämlich alle schon in voller Länge gespielt. Das sind alles Titel aus dieser Liste hier. Nur ein Lied fehlt da noch, das ich interessanterweise vor der Coronakrise extrem gepumpt habe. Der aber jetzt irgendwie zu diesem Jahr gut passt. "That's Life". In diesem Sinne: Es wird auch wieder bessere Zeiten geben.

Dania: Bei Taylor Swift war ich musikmäßig jetzt bisher noch nicht so wirklich überzeugt. Das war halt wenig Mut, mehr so safe Pop-Geschichten mit garantiertem Erfolg.
Aber ich muss sagen, jetzt hat sie mich doch erwischt. Mit ihrem neuen Album, das viel reduzierter, irgendwie erwachsener und geerdeter ist als ihre bisherigen Sachen.
„Cardigan“ find ich richtig großartig – das ist echt so ein Titel, bei dem ich gut abschalten kann vom Wahnsinn der Welt. Und auch der Text ist Bombe: „Ich wusste, du würdest zurückbleiben in mir wie ein tätowierter Kuss. Ich wusste, du würdest alle meine Wenn-und-Abers im Keim ersticken. Und dein Zigarettenqualm würde noch ewig in der Luft liegen. Und ich wusste auch, dass ich dich für immer verfluchen würde, und immer wieder sehe ich Gespenster in der Schlange im Supermarkt.“
Kennen wir das nicht alle? Beziehungen, Erinnerungen, Dinge, die man eigentlich vorher wusste, aber dann doch ignoriert hat.
Ich liebs.

Sinah: Ich habe mich in dieser Woche für diesen Titel entschieden, weil wir an diesem Tag einen ganz besonderen Morgen hatten, im November - dem Besuchsverbotsmonat im Krankenhaus wegen des Lockdowns. Es ging eigentlich gar nicht primär um Corona, sondern um Menschen, die vielleicht auch wegen Krebserkrankungen oder Ähnlichem im Krankenhaus liegen und nun ganz allein damit fertig werden müssen, weil man sie nicht besuchen durfte. Und es ging um die vielen Pfleger und Pflegerinnen und Ärzte und Ärztinnen, die versuchen, das irgendwie aufzufangen. Danke, dass ihr uns so viele liebe Grüße an die Menschen im Krankenhaus geschickt habt. Im Hochstift sind wir nicht allein.